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Ganztagsschulen – Chancen und Unwägbarkeiten für Vereine

16.06.2014

MdL Prof. Waschler referiert beim BLSV über EU-Forschungsprojekt – Aktiv-Wochen für Ältere


MdL Prof. Waschler referiert beim BLSV über EU-Forschungsprojekt – Aktiv-Wochen für Ältere

Auf Einladung von BLSV-Kreisvorsitzendem Dieter Wüst (links) und Initiative des BLSV-Referenten für Bildung sowie Sport für Ältere, Reiner Bruhnke (rechts), referierte der Passauer Landtagsabge-ordnete Prof. Dr. Gerhard Waschler über das von ihm ins Leben gerufene und geleitete EU-Forschungsprojekt „Einführung der Ganztagsschulen – Konsequenzen und Chancen für den Sport-verein“.

Altötting (kam). Das EU-Forschungsprojekt „Bewegter Ganztag“ des Passauer Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Gerhard Waschler bewegte die Vereinsfunktionäre bei der Frühjahrsversammlung des BLSV Kreis Altötting. Das Thema mit dem Untertitel „Einführung von Ganztagsangeboten – Konsequenzen und Chancen für den Sportverein“ sorgte für rege Diskussion, bei der neben den Chancen auch die Unwägbarkeiten für ländlich strukturierte Vereine deutlich wurden. Mit mindestens 35 Veranstaltungen warten die „Aktiv-, Sport- und Gesundheitswochen für Ältere im Landkreis Altötting“ vom 25. Juni bis 11. Juli auf. Weniger erfreuliche Nachrichten gab es rund um das Deutsche Sportabzeichen (DSA).

Anlässlich des 150-jährigen Vereinsjubiläums des TV Altötting hielt der BLSV Kreis 7 Altötting seine traditionelle Frühjahrsversammlung mit den Vereinsfunktionären heuer in Altötting, im Gasthof „Zwölf Apostel“ ab. Unter den etwa 50 Anwesenden richtete BLSV Kreisvorsitzender Dieter Wüst einen be-sonderen Gruß an den neuen Vorsitzenden des SV Halsbach, Georg Leitl.
Hauptpunkt der Veranstaltung war das Referat „Einführung von Ganztagsangeboten – Konsequenzen und Chancen für den Sportverein“ des Prof. Dr. Gerhard Waschler. Basis für den interessanten, aber auch Unwägbarkeiten aufdeckenden Vortrag war das von dem Passauer Landtagsabgeordneten ge-leitete EU-Forschungsprojekt „Bewegter Ganztag“. Dabei wurden mehrere hundert Schulen aus Nie-derbayern und Oberösterreich darauf hin untersucht, inwieweit es ihnen gelingt, Bewegung, Spiel und Sport in den Schulalltag zu integrieren. Bewegung bewirkt nachweisbar positive Entwicklung in den Bereichen Lernen, Gesundheit, Persönlichkeitsentwicklung und Soziales. In Zeiten in denen Fettlei-bigkeit zunimmt, der Kalorienverbrauch gleich bleibt, die Bewegung jedoch überproportional abnimmt sind Schulen und Vereine mehr und mehr als Stützen des Gesundheitswesen gefordert. Im Vergleich der Schulen beider Regierungsbezirke stellte sich heraus, dass Niederbayern signifikant mehr Ange-bote für Bewegung, Spiel und Sport (BSS) als Oberösterreich vorzuweisen hat. Während der For-schungsarbeit kristallisierten sich drei wesentlich fördernden Faktoren (1. gute Infrastruktur und Aus-stattung des Schulgeländes, 2. Lehrkräfte die voll hinter den BSS-Angeboten stehen, 3. Kooperationen mit örtlichen Vereinen) und drei hemmende Faktoren (1. Lehrkräfte mit fehlender Einstellung zum Sport, 2. Alter der Schüler: je höher die Jahrgangsstufe, desto geringer das Interesse an Sport, 3. knapp bemessene Lehrerstunden) heraus. Anhand eines interessanten Films wurde die Begeisterung einiger Lehrer von teilnehmenden Schulen eindrucksvoll belegt. Den Wechsel von Phasen kon-zentrierten Lernens und aktiver Bewegung sehen die Pädagogen als optimal an. Der Idealfall für Schulkinder: Bewegter Unterricht, Bewegte Pause, zusätzliche BSS-Angebote. Im Anschluss an den Vortrag gab es eine rege Diskussion in deren Verlauf zwar die Chancen für Sportvereine durchaus gesehen wurden. Jedoch kam auch deutlich zu Tage, dass sowohl personelle als auch qualitative Res-sourcen von Übungsleitern in ländlich strukturierten Vereinen oftmals das frühzeitige Aus der gut gemeinten Bestrebungen bedeuten. Klar ist, Initiative ergreifende Vereine müssen auf die Schulleitung zugehen und Patentrezepte gibt es nicht. Auch Harald Kronthaler vom Schulamt Altötting pflichtete dem bei. „Übungsleiter die zwischen 8 und 16 Uhr Bewegung, Spiel und Sport anbieten können finden sich schwer“, so der Schulamtsdirektor. TVA-Vorsitzender Wolfgang Sellner ging noch etwas tiefer: „Ganztags-Übungsleiter brauchen eine ganz andere Qualifikation als Vereins- bzw. Sparten-Übungsleiter. Während in Vereinen die Kinder idR. wirkliches Interesse am Sport haben, müssen in Schulen auch Desinteressierte beschäftigt werden“. Eine entsprechende Entlohnung für solch enga-gierte „Einsatzkräfte“ ist sowieso unrealistisch. Nach Meinung des Vorsitzenden der Bayerischen Sportjugend, Reiner Bruhnke, liegt die Wurzel des Übels darin, dass der Sport zu wenig Lobby hat. „Wenn mal eine Mathematikstunde ausfällt ist das Geschrei groß! Aber bei Sport…!?“. Weitere Infor-mationen und Anregungen sind der Internetadresse www.bewegter-ganztag.de und der BLSV-Broschüre „Fit für die Ganztagsschule“ zu entnehmen.
Beachtliche 35 Veranstaltungen konnte Bruhnke anschließend für die „Aktiv-, Sport- und Gesund-heitswochen für Ältere im Landkreis Altötting“ vom 25. Juni bis 11. Juli präsentieren. Der Referent für Bildung sowie Sport für Ältere im BLSV Kreis Altötting freute sich über den fleißigen Einsatz von zehn Vereinen. Bei der Auftaktveranstaltung am 25. Juni um 18 Uhr im Bürgerzentrum Burgkirchen refe-riert Herzspezialist Prof. Dr. Armin Dietz über die Bedeutung des Trainings im höheren Alter mit dem Vortrag "Add life to years".
Dem Bericht des Sportabzeichen-Referenten Heinz Stowasser zu Folge ist das Schulsportabzeichen im Landkreis Altötting 2013 im Gegensatz zum Vorjahr von 837 auf 361 Teilnehmer eingebrochen. Dies entspricht einem dramatischen Rückgang von 57 Prozent. Um dem entgegen zu steuern haben die Sportabzeichenprüfer mit Stowasser an der Spitze den Schulen Unterstützung bei der Abnahme angeboten. Zudem erfuhren die Sportlehrer mittlerweile eine Fortbildung, berichtete die Sportabzei-chenbeauftragte des Staatlichen Schulamtes, Veronika Haider. Auch das Deutsche Sportabzeichen (DAS) in den Vereinen musste einen Aderlass von 18 Prozent verzeichnen. Stowasser stellte das „alte“ und neue DAS mit den vier verbliebenen Disziplinen Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Aus-dauer gegenüber und erläuterte die bestehenden Ungereimtheiten. Obwohl Schwimmen keine Diszip-lin mehr ist, muss zum Ablegen ein Schwimmnachweis erbracht werden. Schlecht angenommen wer-den die Turnkriterien.
Im Gegensatz zum Schulsport ist der Vereins- und Breitensport seit den Wahlen 2013 nicht mehr dem Kultus-, sondern nunmehr dem Innenministerium unterstellt. Bei den Neuwahlen der Sportjugend im kommenden Jahr wird Kreisjugendleiterin Veronika Haider nicht mehr zur Verfügung stehen. BLSV-Kreisvorsiztender Dieter Wüst bat die Vereinsfunktionäre bei der Suche nach einer geeigneten Nach-folgerin um aktive Unterstützung.


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